Die wilde Winterhafenrunde und die Lobau

„Wir waren eine Partie junger Menschen, die Anfang der 1950er-Jahre begierig waren, die Welt unter Wasser genauer kennenzulernen und auf Photos zu bannen“, erinnert sich der aus Wien-Erdberg stammende Lobau-Veteran Peter Appelius, Jahrgang 1937.

Peter Appelius, April 2024

„Zu dieser Gruppe, die in den Sommermonaten regelmäßig am Freudenauer Winterhafen und in der Lobau am Donau-Oder-Kanal zusammenkam, um Spaß zu haben, zu schwimmen, zu tauchen und zu photographieren, gehörten auch Norbert Sendor und Gerhard Dostal. Wenig später gesellte sich Charlie Fiala dazu, der für die Hörbiger Ventilwerke in Simmering tätig war und der es uns ermöglichte, Kameras in wasserdichte Gehäuse einzubauen.

Die erste Kamera, die wir unter Wasser einsetzten, war eine Zorki (der russische Nachbau der Leica), weil sie billig war und weil wir uns teure Kameras nicht leisten konnten.

Mit der Zorki gelangen mir 1954 die ersten, gestochen scharfen Aufnahme eines Hechtes – in einem glasklaren Gewässer in der Unteren Lobau am „abgerissenen Gänshaufen“, das 1969 wegen eines Grundwasser-Pumpwerks brutal zugeschüttet wurde.

Von li: Gerhard Dostal, P. Appelius, Peter Kubin

Auf einem der alten Photos der wilden Winterhafenrunde bin ich zusammen mit Gerhard Dostal und Peter Kubin abgebildet.

 Peter Kubin, der rechts im Bild zu sehen ist, war der erste von uns, der ein 6 x 6 Unterwassergehäuse samt Blitzlicht besaß und von seinem Urlaub auf Korsika tolle Unterwasseraufnahmen zurückbrachte.

 Der ausdauerndste und beste Schwimmer war zweifellos Bertl Sendor, der es an einem heißen Sommertag schaffte, durch den Alberner Hafen bis zur Donau zu schwimmen, die Donau zu queren, dann eine gute Stunde donauaufwärts zu wandern und von dort aus zum Ausgangspunkt beim Alberner Hafen schwimmend zurückzukehren.

 Alles in allem eine wunderbare und prägende Zeit.

Wir waren die ersten und einzigen Menschen, die den damaligen Winterhafen und die Unterwasserwelten der Lobau in der Freizeit für sich zu nutzen wussten.

Heute ist der „Hafen Freudenau“ Zufahrt für ein Container-Terminal, und die Lobaugewässer sind weitgehend verlandet.“

 

Titelfoto: Norbert Sendor (Winterhafen 1953)

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